Herr der Ringe, Hobbit & Co.
Herr der Ringe, Hobbit & Co. » Meine Überlegungen » Die Gefährten

Die Zusammensetzung der Gefährten

Warum war die Zusammensetzung der Ringgemeinschaft so wie sie war?

Fangen wir mal mit einer einfachen Aufzählung und Zuordnung an. Aragorn ist ein Dunedain (Mensch) des Nordens, ein Waldläufer, in direkter Linie Nachfahre von Isildur. Boromir ist ein Fürst aus Gondor, der Sohn von Denethor und damit der nächste Truchseß von Gondor. Auch Boromir ist ein Mensch.

Legolas vertritt die Elben und ist der Sohn von Thranduil, des Königs der Waldelben von Düsterwald (früher Grünwald). Gimli als Sohn von Gloin (ein Adeliger und Abgesandter von König Dain II.) vertritt das Zwergenvolk. Gandalf als Zauberer und Mitglied des weißen Rates vertritt die höheren Mächte. Es bleiben noch die vier Hobbits: Frodo als der Ringträger und Sam, Merry und Pippin als seine Freunde und Begleiter.

Doch wer war verantwortlich für die Zusammensetzung der Gemeinschaft? Elrond. So, jetzt kommt man zu einem delikaten Teil der Überlegung. Denn Elrond war nicht nur ein guter Heerführer und hervorragender Heiler sondern auch ein Gelehrter und jemand mit starker prophetischer Wahrnehmung. Somit kann man jetzt überlegen, ob Elrond die Gruppe mehr oder weniger nach Zufall zusammengestellt hat oder ob er schon alles voraussehen konnte. Ich glaube nicht, dass Elrond in dieser Hinsicht überhaupt etwas dem Zufall überlassen hat. Denn die Situation war zu brenzlig und das Schicksal von Mittelerde stand auf dem Spiel als das man auch nur eine Kleinigkeit dem Zufall überlassen konnte. Allerdings denke ich auch nicht, dass er alles glasklar voraussehen konnte.

Wahrscheinlich erahnte er vieles und sah einige Fetzen der Zukunft. Dessen bin ich mir sicher, denn zu seinen prophetischen Fähigkeiten muß man auch seine Lebenserfahrung dazu zählen. Immerhin ist Elrond zu Beginn des Ringkrieges über 6000 Jahre alt und da übertreibt man nicht wenn man von einem alten und weisen Mann spricht. Aber was konnte Elrond zu diesem Zeitpunkt sehen oder was hat er gedacht, so daß er sich für diese Gruppe entschieden hat?

Das Frodo mit dabei sein würde ist schlüssig, immerhin trug er schon seit einigen Jahren den Ring mit sich rum und als Hobbit beherrschte er die Kunst des lautlosen Versteckens. Und wer Frodo etwas beobachtet hat, und das hat Elrond bestimmt getan, wusste auch, dass Frodo ohne Sam nicht weit kommen wird (ohne den Frodo jetzt hier abwerten zu wollen). Denn Sam ist der Urtyp eines treuen Freundes, der auch bei Gefahr für das eigene Leben seine Freunde nicht im Stich läßt.

Aragorns Anwesenheit erscheint mehr als logisch und das nicht nur wegen seiner Herkunft. Denn Aragorn ist ein gut ausgebildeter Krieger und Waldläufer, d.h. er beherrscht den offenen Kampf Mann-Gegen-Mann, den verdeckten Guerilla Kampf, er kennt sich in der Wildnis gut aus und er kann auch Fähigkeiten als Heiler aufweisen. Dadurch, daß er in Gondor und Rohan als Heerführer gedient hat, hat er Anführerqualitäten erworben und kennt sich in den südlichen Ländern gut aus und das betrifft auch die politisch-kulturellen Aspekte. Zusätzlich hat er gute Kontakte zu den Elben und auch die Länder östlich vom Nebelgebirge sind ihm mehr als bekannt. Egal ob Aragorn nur bis zu den Rauroß Fällen oder bis zum Schicksalsberg mitgekommen wäre, er ist in jeder Situation mehr als nützlich. Was man auch nicht vergessen darf, ist daß eine Armee von Toten, die nicht sterben können auf Aragorn wartet, um ihr gebrochenes Versprechen zu erfüllen, um endlich in das Jenseits zu gehen zu können.

Bei Legolas wird es etwas kniffeliger. Denn nicht nur Wolfgang Krege fragt sich warum ausgerechnet dieser Elb. Denn an seinen Fähigkeiten ist nichts was auch sehr viele andere Elben nicht hatten. Aber man darf nicht vergessen, daß Legolas in der Ringgemeinschaft nicht nur die Elben, sondern auch die Waldelben repräsentierte. Also ein politischer Schachzug von Elrond ein Zeichen der Anerkennung der Waldelben. Außerdem verstanden sich Aragorn und Legolas sehr gut und es könnte gut sein, daß Elrond auch die tiefe Freundschaft zwischen Legolas und Gimli voraus ahnte oder darauf hoffte. Denn eine Stärkung der Beziehungen zwischen Elben und Zwergen würde auch die Allianz gegen Sauron stärken und zum allgemeinen Frieden in Mittelerde beitragen.

Gimli kommt stellvertretend für das Zwergenvolk mit. Sein Vater ist ein einflussreicher Adeliger und Abgesandter des Königs. Gimli und seine Streitäxte waren schon vor dem Ringkrieg gefürchtet. Aber was ihn, meiner Meinung nach, in Elronds Augen wirklich qualifiziert hat (denn viele Zwerge konnten gut kämpfen) war seine Abneigung oder besser gesagt sein Misstrauen gegenüber den Elben. Aber nach dem Ringkrieg ist Gimli wie verwandelt und hätte jeden, auf der Stelle, um einen Kopf kürzer gemacht, falls er auch nur ein schlechtes Wort über die Elben und vor allem gegen Galadriel gesagt hätte. Ein Zwergenführer als sehr guter Freund der (Wald)-Elben, hat Elrond auch das vorausgeahnt?

Einer der Wege der nach Osten führte, ging durch Moria durch und Gandalf kannte sich dort gut aus. Elrond hat sehr wahrscheinlich vermutet, daß letztendlich die Gemeinschaft doch durch Moria reisen würde und er wußte auch welches Übel sich dort ausgebreitet hat. Der Balrog regierte dort und falls die Gemeinschaft ihm über den Weg laufen würde, dann wäre nur Gandalf in der Lage gegen diesen anzutreten. Außerdem ist Gandalf ähnlich wie Aragorn in Mittelerde viel umhergekommen und kannte sich vor allem in Edoras und Minas Tirith (wo er öfters einkehrte) hervorragend aus. Zusätzlich dazu hatte er gute freundschaftliche Beziehung zu Aragorn und sie haben schon öfters zusammengearbeitet z.B. bei der Ergreifung von Gollum.

Jetzt kommen wir zu Boromir. Als der ältere Sohn von Denethor ist er eigentlich der direkte Anwärter auf das Amt des Truchseß von Gondor. Gondor ist wichtig für Mittelerde und wenn Gondor fällt ist Mittelerde kaum noch zu retten, denn diesmal wird keine große Flotte aus Numeneor kommen. Schon seit vielen Jahrhunderten hält Gondor stand und hindert Sauron und seine Armen am Weitermarsch. Aber die Macht von Gondor schwindet und es ist nur eine Frage der Zeit wann es Sauron in die Hände fällt. Elrond ist sich dessen bewußt und deswegen nimmt er Boromir in die Gemeinschaft. Damit wird Gondor in der Gemeinschaft repräsentiert und dadurch, daß Boromir erfährt daß es den König (Aragorn) doch noch gibt könnten die Menschen in Gondor daraus neue Hoffnung schöpfen, wenn Boromir davon in Minas Tirith berichten würde.

In wie weit Elrond wusste, dass Boromir versuchen würde sich des Ringes zu bemächtigen kann man schwer sagen. Fakt ist, daß Boromirs Tod die richtige Entscheidung erzwungen hat und zwar daß nur Frodo und Sam sich in die Richtung des Schicksalsberges begeben. Warum, würde man sich jetzt fragen? Dadurch, daß nur die beiden Richtung Osten gegangen sind konnte Aragorn, Legolas und Gimli zu den Rohirrim gehen und mit Gandalf (der später dazu kam) den Menschen von Rohan helfen, daß sie von Sarumans Armee nicht überrannt werden.Die Reiter von Rohan waren es wiederum, die wirklich im allerletzten Moment Minas Tirith vor der Eroberung retteten.

Dafür daß Merry und Pippin mitkommen gibt es auch einige wichtige Gründe. Sie haben schon seit einige Wochen Frodo begleitet und sind seine guten Freunde. Doch das sind nicht die einzigen Gründe. Ich werde jetzt die Verdienste der beiden Hobbits aufzeigen. Beide zusammen haben sie die Ents (durch Baumbart) wachgerüttelt und sie dazugebracht Saruman anzugreifen. Daraufhin senden die Ents die Huorns die den Verteidigern von Helms Klamm helfen. Durch den beherzten Angriff von Merry auf den Schwarzen Heerführer verschafft er Eowyn einige Sekunden an Zeit, die sie braucht um den Nazgûl niederzustrecken. Ob man auch Pippins Blick in den Palantir als positiv bewerten kann? 🙂

Durchaus, denn dadurch taucht Gandalf mit Pippin viel früher in Minas Tirith auf und kann zur Verteidigung der Stadt beitragen und Pippin kann Faramir das Leben retten. Denn nur durch Pippins Wachsamkeit und Einsatz konnte man Denethor, der in diesem Moment nicht der Herr seiner Sinne war, davon abhalten seinen Sohn umzubringen.
Anhand dieses Textes komme ich zu dem Schluss, dass Elrond viel mehr wusste und seine Rolle viel wichtiger war als es auf den den ersten Blick erscheint.

Diesen Beitrag teilen:

6 Reaktionen auf “Die Gefährten”

  1. Leon sagt:

    Hallo erstmal,
    Also alles in allem finde ich, das sind sehr gute Überlegungen, da merkt man, dass einer Ahnung hat! 🙂
    Nicht so ganz nachvollziehbar finde ich jedoch die Überlegung, dass Gimli gerade wegen seiner Abneigung gegen die Elben in die Gemeinschaft aufgenommen wurde.
    Denn ich glaube nicht, dass Elrond es für sinnvoll gehalten hätte, eine ernste Auseinandersetzung zwischen Elb und Zwerg zu riskieren, gerade wenn so viel auf dem Spiel steht!

  2. Manuel sagt:

    Hallo

    Ich bin selbst auch ein sehr grosser Tolkien Fan und per Zufall auf diese höchst interessante Website gestossen. Deine Bemerkungen klingen alle sehr plausibel. Aber da ich selbst viele Bücher über Mittelerde und Valinor gelesen habe würde ich sagen, das vielleicht viel mehr Zufall im Spiel war, weil die Gefährten sich freiwillig meldeten die Reise anzutreten und sie nicht von Elrond ausgesucht wurden.

  3. UrsManuel sagt:

    HI

    Du hast da etwas geschrieben was definitiv nicht stimmt und zwar dass Frodo den Ring schon einige Jahre mit sich herumgetragen hätte. Das stimmt nicht. Frodo erhält den Ring erst bei Bilbos Geburtstagsfeier, also einige Wochen bevor die Hobbits Bruchtal erreichen.

    PS: Ich finde deine Seite sehr cool da ich auch großer Tolkien-Fan bin und Mittelerde mittlerweile auch sehr gut kenne.

    1. Vlad sagt:

      @UrsManuel,

      Du hast da etwas geschrieben was definitiv nicht stimmt und zwar dass Frodo den Ring schon einige Jahre mit sich herumgetragen hätte. Das stimmt nicht. Frodo erhält den Ring erst bei Bilbos Geburtstagsfeier, also einige Wochen bevor die Hobbits Bruchtal erreichen.

      Ich zitiere mal aus dem Buch, Der Herr der Ringe, Band I, die Gefährten, Seite 65:

      […] Es war gerade zu dieser Zeit, daß Gandalf nach langer Abwesenheit wieder auftauchte. Nach dem Fest (*) war er drei Jahre lang weggeblieben. Dann hatte er Frodo einmal kurz besucht und war, nachdem er ihn sich gut angeschaut hatte, wieder verschwunden. In den nächsten ein oder zwei Jahren war er ziemlich oft gekommen […] Es war jetzt über neun Jahre, das Frodo nichts von ihm (**) gesehen oder gehört hatte, und er glaubte schon fast, der Zauberer werde niemals wiederkommen […]

      Mit (*) ist der Abschiedsfest von Bilbo gemeint und mit (**) ist der Gandalf gemeint. In der Zeit zwischen Bilbos Fest und dem Zeitpunkt sind schon in diesem Buchabschnitt mind. 14 Jahre zu zählen. Genauer gesagt sind es 17 Jahre. Bilbo geht im Jahre 3001 des dritten Zeitalters weg und Frodo muss im Jahre 3018 aufbrechen.

      Im Film wird das natürlich alles etwas komprimiert. Falls du das Buch noch nicht gelesen hast empfehle ich dir unsere Zusammenfassungen.

      1. Manuel sagt:

        Stimmt. In den Filmen wurde die Dauer fast überall verkürtzt, auch bei der Wanerung nach Bree. Im Film machten sie, soweit ich mich recht erinnere, einen Tagesmarsch dahin. Aber im Buch wanderten sie über eine Woche.

  4. El Camino sagt:

    Hi zusammen!

    Ich finde eure Überlegungen und die ganze website auch äußerst cool. Ich würde aber vielleicht noch eine ganz neue Art der Begründung hinzufügen:
    In letzter Instanz hat ja nicht Elrond entschieden, wer mitkommt, sondern J. R. R. Tolkien. Ich glaube, wenn wir uns nicht nur aus Elronds Perspektive, sondern auch aus der Tolkiens fragen, warum ausgerechnet diese Zusammensetzung losgeschickt wurde, kommen wir zu ganz neuen Ideen:

    Der ganze Ringkrieg ist eigentlich eine sehr lebensfeindliche und harte Umgebung. Das ist auch wichtig so, weil dadurch viel mehr Spannung entsteht und die Geschichte gewissermaßen epischer wird. Trotzdem wollte Tolkien, dass wir wenigstens ein paar mal schmunzeln – ich denke, nicht zuletzt deswegen bietet er uns Gimli und Legolas, deren Konflikt selbst schon putzig ist und deren Annäherung schließlich rührend ist.

    Ganz im Gegenteil daz Boromir: er stellt einen krassen Kontrast zu Aragorn dar, nicht zuletzt ist er auch dessen Rivale, was die Macht über Minas Tirith angeht. Zum einen schafft er dadurch eine Spannung in der Gruppe, die sie interessanter macht. Zum anderen ist er ja auch notwendig, um die Geschichte voranzutreiben, indem er zur Spaltung der Gemeinschaft beiträgt. Und zuletzt ist er ein konkretes Beispiel für die Macht des Ringes, die sonst vom Leser unterschätzt werden könnte.

    Ähnlich bei Gandalf: er wirkte am Anfang des Romans wie eine unantastbare Gottheit. Spätestens nach Moria ist dies anders – dieser Wechsel verdeutlicht die Gefahr, in der sich die Gemeinschaft bzw. Mittelerde befinden.

    Über eure Antworten und Kritiken zu diesen Gedanken würd ich mich freue 😉

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert